Hund und Gefühle – endlich die Emotionen von Rex & Laika verstehen!
Neues über Gefühle beim Hund und Tipps zum Erkennen, wie es deinem Hund geht
„Natürlich haben Hunde Gefühle!“ Als Hundebesitzer weißt du das schon lange. Nun widmet sich die Forschung mehr und mehr dem Thema: Hunde und Emotionen. Besonders das „Clever Dog Lab“ der Veterinärmedizinischen Universität Wien forscht in diesem Bereich, auch unter der Leitung von Professor Kurt Kotrschal. All das bringt wissenswerte Ergebnisse hervor, denn Hunde haben ein reiches Gefühlsleben.
Das ist kein Wunder: Der Hund stammt vom Wolf ab, einem hochsozialen Tier. Der Wolf agiert in Familienverbänden, in denen einer auf den anderen achtet. Dazu kommt seit etwa 30.000 Jahren das enge Zusammenleben des Hundes mit dem Menschen. Innerhalb dieser Nähe treten viele Gefühle auf und es ist gut, wenn du die Emotionen deines Tieres erkennst. Hier die wichtigsten Beispiele – und ganz neue Erkenntnisse aus der Forschung.
Erkenne wichtige Gefühle beim Hund: Angst, Aggression oder Unsicherheit
Manchmal ist es nicht leicht, die Gefühle deines Hundes zu verstehen. Unsere Lieblingsvierbeiner drücken sich ja nicht über Worte aus, sondern nur durch die Körpersprache. Es gilt zu lernen, genau hinzuschauen – auch um Probleme zu vermeiden.
Deutlich erkennbar sind in der Regel die Gefühle Angst und Aggression: Ist dein Hund ängstlich, macht der sich klein, klappt die Ohren weg und klemmt seine Rute ein. Ist dein Hund aggressiv, macht er sich groß und richtet Kopf, Ohren, Rute und sogar sein Nackenfell auf.
Ein Gefühl zwischen Angst und Aggression ist Unsicherheit. Sie erkennst du daran: Dein Hund duckt sich, dreht sich zur Seite oder geht weg. Er möchte die für ihn unangenehme Situation verlassen. Kann er das nicht, setzt er oft als letzten Ausweg seine Zähne ein. Lass es besser nicht so weit kommen!
Erkenne positive Emotionen beim Hund: Freude und Lächeln
Ist dein Hund gut gelaunt, dann wirkt seine gesamte Körperhaltung entspannt und locker. Bei großer Freude kommt er vom Kopf bis zu den Pfoten ins Wackeln und bewegt heftig seine Rute hin und her. Darüber hinaus haben die Vierbeiner von uns Zweibeinern ein menschliches Zeichen der Freude gelernt: das Lächeln.
Unter Hunden ist das Zähnezeigen eine Drohgebärde. Hunde verstanden im Laufe des engen Zusammenlebens mit uns Menschen, dass wir unsere Zähne in bester Absicht zeigen, eben als Ausdruck eines positiven Gefühls. Diese Mimik-Variante haben Hunde fast jeder Rasse inzwischen in ihr Verhaltensrepertoire übernommen. Sie heben bewusst die Mundwinkel, um dich als Zeichen der Freude anzulächeln.
Tiefe Gefühle beim Hund: Glück & Liebe
Im Zusammenleben von Hund und Mensch kommt es nachweislich zu echten Glücksgefühlen. Forscher in Schweden und in Japan belegten unabhängig von einander: Schaust du deinem Hund in die Augen und streichelst ihn dabei, schüttet sein Körper Oxytocin aus, das seinen Stress hemmt und ihn glücklich macht.
Sogar das Gefühl der Liebe, ist bei Rex und Laika nachweisbar. Beim Hund, wie beim Menschen, gibt es im Gehirn einen Ort, an dem soziales Glück verankert ist: der „Nucleus caudatus“. Dieser Gehirnbereich wird bei deinem Liebling aktiv, wenn die Menschen oder Artgenossen in den Raum kommen, die er liebt. Das macht ihn wirklich glücklich – ebenso wie das Lieblingsfutter.
Besondere Hunde-Emotionen: Eifersucht und Mitgefühl
Ja, Hunde merken, wenn sie ungerecht behandelt werden. Ob das wirklich Eifersucht ist, kann niemand 100%-ig sagen. Unsere Lieblinge haben auf jeden Fall ein Empfinden für Ungerechtigkeit. Im Rahmen eines Forschungsprojektes des „Dog Lab“ wurde klar: Bekam ein Hund als Belohnung mehrfach ein weniger schmackhaftes Leckerli als der andere Hund, verweigerte er die Zusammenarbeit. Interessant ist, dass Wölfe im Versuch das gleiche Verhalten an den Tag legten. Eifersucht und der Sinn für Ungerechtigkeit könnten aus den ersten Lebenswochen des Wolfes oder Hundes stammen, zum Beispiel in Bezug auf eine ungleiche Versorgung durch das Muttertier. Eifersucht könnte auch Teil der Fortpflanzungsstrategie sein, um Rivalen von einem Sexualpartner fern zu halten.
Was ebenfalls spannend und neu ist: Hunde beobachten uns Menschen und ihre Artgenossen sehr genau. Denn Hunde vermitteln ihre innere Gemütslage über Körpersprache und Mimik an andere Hunde – oder an uns. Da liegt die Vermutung nahe, dass sie Mitgefühl entwickeln. Tatsächlich ist jetzt klar, sie verfügen im Gehirn über sogenannte „Spiegelneuronen“. Das heißt, sie können die Emotionen anderer erkennen und beispielsweise deren Freude oder Furcht übernehmen. Das ist wichtig zu wissen, um deinem Hund vielleicht in für ihn schwierigen Situationen Mut zu machen.
Gib es Scham und ein „schlechtes Gewissen“ beim Hund?
Kissen zerbissen? Möbel angenagt? Ein kleiner „See“ im Flur? Bestimmt kennst du mindestens eine Situation, in der dein Hund dich mit einer schuldbewussten Miene begrüßt hat. Gibt es also ein Unrechtsbewusstsein, ein „schlechtes Gewissen“ bei Hunden? Eher nicht. Denn: Tatsächlich wird dieses unterwürfige Verhalten ebenfalls gezeigt, wenn die Untat gar nicht von dem Hund selbst begangen worden ist. Daher ist es wohl eher so, dass der Hund auf diese Weise auf uns erboste Menschen reagiert und nicht auf sein Gewissen.
In der Summe ist es erstaunlich: In vielen Fällen wird heute wissenschaftlich erforscht und nachgewiesen, was wir Hundeleute schon lange erleben und wissen. Trotzdem bleibt es unverzichtbar, sich immer wieder klar zu machen: Ein Hund ist ein Hund – und damit manchmal vielleicht der bessere Mensch.